Betreuung deiner Promotion - Blog - Step-by-Step zum Dr. med.

Die Betreuung deiner Promotion

Heute gebe ich dir aus meiner Erfahrung als Dissertationscoach und der Betreuung von Doktorand*innen wichtige Hinweise, die du bei der Wahl deiner Dissertationsbetreuung unbedingt beachten solltest.

Willst du promovieren, musst du betreut werden. Ohne Betreuungspersonen während der Dissertation geht es nicht. Klassischer Weise hast du einen Doktorvater oder eine Doktormutter. Dies sind in der Regel Professor*innen der entsprechenden Abteilung oder habilitierte Mitarbeiter mit der Befugnis zur Betreuung von Doktorand*innen.

Diese Personen haben mit dir persönlich häufig aber wenig zu tun, sondern sind mehr im Hintergrund aktiv (Ideengeber, Geldgeber etc.).

Jedoch solltest du trotzdem auch mit den Professor*innen menschlich zurechtkommen, da sie für dich auf dem Papier Hauptverantwortliche sind. Hier geht es um die Absegnung der Arbeit, den Promotionsvertrag und viele andere Formalitäten.

In der Realität hast du deutlich mehr Kontakt zu deiner Zweitbetreuung. Es handelt sich hierbei um Wissenschaftler*innen (z.B. Ärzte/Ärztinnen oder Wissenschaftler*innen im Labor), die habilitieren möchten und so mit deiner Hilfe wissenschaftliche Fragestellungen beantworten können.

Mein Expertenkommentar an dieser Stelle: Nicht nur du hast den Vorteil, dass du durch die Betreuung zu einer Promotion gelangst. Auch die Betreuer*innen profitieren davon, wenn du unter ihnen promovierst!

Leider ist es häufig so, dass Betreuer*innen den Promovend*innen vermitteln, dass diese nichts wert sind und sie über das Maß hinaus dankbar für diese uneigennützige Tätigkeit einer Promotionsbetreuung sein müssten.

Bitte halte dir immer vor Augen: Beide Parteien haben einen Vorteil, wenn du eine gute Promotion schreibst!

Deshalb wähle deine Betreuung mit Bedacht aus und wechsle zur Not frühzeitig, wenn du merkst, dass bereits zu Beginn zwischenmenschliche Probleme auftreten, wozu vor allem die unzureichende Wertschätzung zählt!

Du promovierst für solch einen langen Zeitraum, dass es mehr als schade wäre, wenn du die Zeit mit Menschen verbringst, die dir nicht wohlgesonnen sind. Leider passiert das immer wieder und ist einer der Hauptbeweggründe für meine Klienten ein 1:1 Coaching in Anspruch zu nehmen.

Ich habe dir im Folgenden einige Anhaltspunkte zur Beurteilung einer guten Betreuung zusammengefasst, die du möglichst bereits beim ersten Kennenlernen beherzigen solltest:

Der erste Eindruck zählt – Sympathie?

Wird ein persönliches Treffen organisiert?

Die betreuende Person nimmt sich einen festen Termin und schiebt dich nicht zwischen Mittagspause und nächstes Meeting?

Gibt es bereits gute Bewertungen von anderen Studierenden?

Die Betreuung zeigt eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf E-Mails?

Wenn du alle Fragen mit JA beantworten kannst, könnte es sich um eine gute Ausgangslage für die Betreuung deiner Promotion handeln.

Punkt 1 klingt vielleicht etwas banal, ist allerdings meines Erachtens nach sehr wichtig. Wenn du bereits am Telefon oder in einem Emailtext merkst, dass eine gewisse Spannung herrscht oder die Person gar unsympathisch wirkt, solltest du dir gut überlegen, wie viel dir an dem gewählten Thema der Dissertation liegt. Wenn es eines von vielen Möglichkeiten war, dann sieh dir lieber noch die anderen an.

Ein persönliches Treffen sollte immer der Anspruch sein, den du an deine Betreuung stellen kannst. Wenn keine Zeit für ein Kennenlernen vorhanden ist, kannst du dir ausrechnen, wie deine Betreuungsleistung weiter verläuft. Theoretisch haben Promovend*innen den Anspruch auf feste Treffen während der Promotion, die in den meisten Universitäten durch Promotionsvereinbarungen zu Beginn festgelegt werden.

In der Realität werden diese Treffen bei den wenigsten regelmäßig stattfinden, aber es kommt hierbei auch nicht auf die Quantität, sondern die Qualität der Treffen bzw. der Kommunikation an.

Meine Doktorand*innen wissen, dass Sie bei mir jederzeit anrufen und ein persönliches Gespräch vereinbaren können. Viele Fragen lassen sich allerdings auch gut per E-Mail oder telefonisch klären. Viel wichtiger ist, dass meine Doktorand*innen wissen: Ihr habt immer ein offenes Ohr bei mir.

Vielen Doktorand*innen geht es leider wie meiner Klientin Sophie. Sie berichtete mir neulich von der Kommunikation mit ihrer Promotionsbetreuerin. E-Mails mit konkreten Fragen wie z.B. „Wie stehen Sie zu dieser Hypothese“ werden prinzipiell ignoriert und sie ist damit auf sich allein gestellt.

Am Telefon wird meine Klientin mit dem Wortlaut unterbrochen, dass „Jetzt keine Zeit für solche Fragen“ sei und sie erst einmal zusehen solle, dass sie endlich anfange mit dem Schreiben der Arbeit. Ein persönliches Treffen findet aufgrund der vielen Termine der Betreuerin nie statt…

Die Folge aus dieser Kommunikation ist eine starke Frustration der Doktorandin. Sie fühlt sich allein gelassen, aber ein Wechsel kommt für Sie nicht mehr in Frage, da bereits zu viel Energie und Zeit in die Promotion geflossen ist. Es bleibt ihr nichts anderes übrig als einfach loszuarbeiten, obwohl sie zuvor versucht hatte möglichst viele Fehler durch Fragen einzudämmen.

Daraus wiederum resultiert, dass die Doktorandin die Arbeit irgendwann mit den Worten „Was haben Sie sich dabei gedacht? Die Hypothese gefällt mir nicht. Das müssen Sie nochmal schreiben“ zurückerhält.

Leider nutzen manche Betreuungspersonen ihre Machtstellung gegenüber den Doktorand*innen unbewusst oder bewusst aus und bemühen sich wenig um eine gute Beziehung. Denn schließlich erhalten sie am Ende trotzdem Ergebnisse, die sie einen Schritt näher an die Habilitation bringen.

Dahinter steckt häufig keine böse Absicht, sondern Überforderung mit den vielen Anforderungen an forschendes Klinikpersonal.

In vielen Fällen betreuen Ärztinnen und Ärzte medizinische Promotionen als eine von vielen Aufgaben in der Klinik. Sie müssen Projektgelder generieren, die Station betreuen, Ambulanzpatienten sehen und vieles mehr. Es ist durchaus nachzuvollziehen, dass die intensive Betreuung von Doktorand*innen hier häufig eine niedrige Priorität hat.

Dies ist allerdings kein Grund dafür, Promovend*innen das Gefühl geringer Wertschätzung oder gar Minderwertigkeit zu vermitteln. Die Wertschätzung von Doktorand*innen ist auch Teil einer inneren Haltung. Trotz eines vollen Terminkalenders muss diese Beziehung immer auf Augenhöhe und mit einem hohen Maß an Wertschätzung geführt werden.

Eine Promotion ist eine Entscheidung, die beide Seiten mit Verantwortung tragen müssen. Genau wie die Betreuungspersonen von ihren Promovend*innen ein hohes Maß an Engagement, Interesse und Verantwortung für das Forschungsthema erwarten, kannst auch du als Promovend*in auch Wertschätzung und Engagement für deine Betreuung erwarten.

Bist du aktuell bereits in einer Promotionsbetreuung, die dich nicht zufriedenstellt? Dann überlege dir gut, wie viel Zeit du bereits investiert hast und ob sich ein Wechsel noch lohnt.

Du solltest immer zu erst versuchen deine Probleme direkt bei der Betreuungsperson anzusprechen. Wie bereits erwähnt, handeln die wenigsten Personen in böser Absicht. Lass dir einen Termin geben und äußere deine Bedenken. Äußere konkrete Forderungen/Wünsche mittels Ich-Botschaften.

Ein Beispiel hierfür wäre: „Ich fühle mich aktuell nicht ausreichend supervidiert und würde mich über regelmäßigere Feedbacks freuen. Gibt es eine Möglichkeit, dass wir das zusammen besser organisieren können?“

Solltest du Probleme damit haben das direkte Gespräch zu suchen, gibt es in der Regel an jeder Universität Ombudspersonen, die sich um solche Anliegen kümmern. Ein weiterer Weg wäre auch, deine Erstbetreuung mit in die Problematik einzubeziehen. Häufig kann hier auf dem kurzen Dienstweg eine Lösung gefunden werden. Aber Vorsicht, versuche immer erst ein persönliches Gespräch mit deiner Betreuungsperson zu suchen, es könnte sonst unangenehm werden.

Halte dir dabei bitte immer vor Augen: Deine Betreuungsperson hat sich mit der Vergabe eines Themas und der Begleitung deiner Promotion dazu verpflichtet, dich dabei zu unterstützen.

Wenn du dir noch kein Promotionsthema ausgewählt hast, dann weißt du jetzt, worauf es bei einer guten Betreuung ankommt und kannst bereits vor dem ersten Treffen eine Einschätzung vornehmen.

Lass dich aber bitte nicht von Negativbeispielen in deiner Umgebung desillusionieren!

Es gibt, wie bei allem in der Welt, auch sehr viele gute Betreuungsleistungen im Bereich der medizinischen Promotionen. Nutze auch die Facebook-Communitiy, um dir bereits erste Erfahrungen von anderem Promovenden*innen zu deiner Betreuungsperson einzuholen. Dies kann sehr wertvoll sein.

Bist du aktuell nicht in der Lage allein weiterzukommen und benötigst Feedback von einer neutralen Person? Dann könnte auch mein 1:1 Online-Coaching eine Möglichkeit sein, für dich individuelle Lösungskonzepte zu finden.

In Modul 1/Mini-Kurs 1 meines Online-Tutorials „Step-by-Step zum Dr. med.“ erkläre ich euch zusätzlich, wie ihr euch am besten auf das erste Gespräch mit der Betreuung vorbereiten könnt.

Hinterlasst mir gerne Kommentare mit Anregungen und Wünschen zu diesem Beitrag oder schreibt mir eine E-Mail.

Ich wünsche euch viel Erfolg

Eure Désiree