Kreuzen ist gut - Blog - Step-by-Step zum Dr. med.

Kreuzen ist gut, aber schreiben ist besser!

Gerade wir Mediziner sind Kandidaten, die ohne große Schreibfähigkeiten durch unser Studium gelangen. Unsere Prüfungen sind entweder mündlich oder sie bestehen aus Ankreuzfragen. Super entspannt, denken wir uns, kann man also ohne große „Schreibskills“ durch das Studium gelangen.

Doch dann kommt die Promotion und wir stehen plötzlich vor der Aufgabe mit unseren Worten rund 100 Seiten füllen zu müssen.

Dies stellt viele von uns vor eine große Herausforderung. Abgesehen von der Rechtschreibung und der Kommasetzung. Wir bemerken schnell, dass wir während des Schreibprozesses häufig dieselben Formulierungen nutzen und dies dann nicht mehr flüssig und elegant klingt.

Natürlich sind medizinische Promotionen sehr sachliche Promotionen, die immer einen gewissen Standard aufweisen sollten, jedoch kann man mit dem Klang der Sätze viel erreichen.

Auch die Art und Weise Sätze von fremden Wissenschaftlern wiederzugeben ist nicht immer leicht, zumal man schnell in die Verlegenheit gerät ein Plagiat zu produzieren.

Ich arbeite für diesen Part der Promotion mit meiner Kollegin Dr. Carmen Preißinger zusammen, die sich auf den Schreibprozess während der Promotion spezialisiert hat. In einem Interview erzählt sie uns, wie sie die Promovierenden bei der Promotion unterstützt.

Liebe Carmen, bitte erzähl uns doch zu aller Erst einmal was du so machst und wie du zum Lern- und Schreibcoaching gekommen bist?

Für mich hat Schreiben immer schon eine unglaublich große Bedeutung und ich habe immer gerne geschrieben. In der Grundschule – etwa in der dritten Klasse – habe ich beispielsweise Comics gelesen und diese dann zu Kurzgeschichten umgeschrieben oder später habe ich Kinder- und Jugendbücher, nachdem ich sie gelesen habe, für mich weitergeschrieben.

Schreiben und auch Lernen hat mich immer zutiefst fasziniert, ich wollte es jedoch auf der Metaebene reflektieren.

In der Schule war es so, dass mich inhaltlich der Schulstoff zwar interessiert hat, dass ich aber immer mehr wissen wollte und ich habe mir folgende Fragen gestellt: Wie komme ich zu meinem Wissen? Wie lernt eine Person am besten? Warum lernt jemand so wie er*sie es macht und nicht anders?

Warum werden Dinge im Unterricht so vermittelt, wie sie vermittelt werden? Warum hat sich der*die Lehrer*in so entschieden? Hatte er*sie sich im Blick oder die Schüler*innen?

Oder auch beim Schreiben! Warum schreibt eine Person wie sie schreibt? Wie hat sich ihr Schreiben entwickelt?

Also: Welche Schreibbiographie hat sie und wie kam sie dazu? Entspricht die Art, wie jemand schreibt, der Art und Weise wie die Person ganz „natürlich“ und von sich heraus schreiben würde oder wurde eine bestimme Art und Weise anerzogen? Allein durch diese Fragen kam für mich nie ein anderer Beruf als der Beruf der Lehrerin in Frage und so habe ich von 2003 bis 2008 Lehramt für Gymnasien für die Fächer Germanistik und Theologie an der Universität in Augsburg studiert.

Und obwohl ich wirklich immer Lehrerin werden wollte, habe ich bereits 2003 im ersten Semester gemerkt, dass mein Glück als Lehrerin nicht in der Schule liegt, sondern dass ich mein eigenes Lerninstitut gründen möchte. Und dafür war es für mich wichtig, zunächst in der Wissenschaft zu bleiben und an einem eigenen größeren Projekt – meiner Dissertation – zu arbeiten.

Und so war ich von 2009 bis 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Klaus-Mörsdorf-Studium für Kanonistik an der LMU München und habe parallel dazu an der Universität Augsburg in der Theologie im Fachbereich Dogmatik promoviert. Die Doktorarbeit ist im Themenbereich „Schöpfung und Ökologie“ angesiedelt. Direkt nach der Promotion bin ich 2012 ins Wissenschaftsmanagement gewechselt und bin seitdem Referentin der Universitätsfrauenbeauftragten der LMU München. In diesem Job habe in den Jahren 2012 bis 2017 das Mentoring Programm LMUMentoring excellence koordiniert.a

Das Programm richtete sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen ab der Post-DocPhase und hatte zum Ziel, die Teilnehmerinnen des Programms auf dem Weg zur Professur zu begleiten. Die Erfahrungen in diesem Programm gaben für mich den Ausschlag, mit welcher Zielgruppe ich arbeiten wollte – und so bin ich 2015 mit ersten kleinen Schritten in die Freiberuflichkeit gestartet. 2017 habe ich meine 100 % Stelle an der LMU auf 50 % reduziert und baue mein Unternehmen nun sukzessive aus.

Was sind die typischen Anliegen, mit denen deine Kunden zu dir kommen?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich unterstütze ja vor allem Promovierende und Post-Docs in allen Fragen rund ums wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben sowie in Fragen zur grundlegenden Arbeitsorganisation und -systematik in Studium und in der Promotion bzw. im Job.

Wir sehen uns an, wie der Gesamtprozess, den man mit einem Projekt durchläuft, aktiv gestaltet werden und wie schlussendlich mit Freude und einer gewissen Leichtigkeit dieses große Projekt, beispielsweise die Dissertation, zum Abschluss gebracht werden kann. Der Slogan „Promovieren in Balance“ ist für mich hier maßgeblich!

Ich habe mich in meiner Arbeit sehr stark auf die Prozessbegleitung spezialisiert – d. h. ich begleite meine Klient*innen als Sparrings-Partnerin oft über den Zeitraum von etwa 1-2 Jahren durch die Dissertation und hier stehen neben dem Schreibprozess, dem Zeit- und Selbstmanagement, dem Projektmanagement auch viele andere Themenbereiche im Fokus, da die Zeit der Promotion viele Herausforderungen – in beruflicher wie in privater Hinsicht – in sich birgt.

Warum benötigen Promovend*innen deiner Meinung nach diese Art des Coachings?

Ich sehe die Schreibberatung als Präventionsmaßnahme an und hoffe, dass ich irgendwann mit meiner Arbeit erreiche, dass sie eigentlich niemand mehr BRAUCHT, weil er oder sie mit einer Arbeit Schwierigkeiten hat!

Es ist doch so: Wenn ich einen Beruf erlerne, dann muss ich mich auch erst einmal einfinden und mir die Fertigkeiten aneignen, die für diesen Beruf notwendig sind. Mit der Zeit und mit der Übung werde ich immer mehr zur Spezialistin bzw. zum Spezialisten.

Und genauso ist es mit dem wissenschaftlichen Schreiben auch – man kann es lernen, wie ein Handwerk und daher frage ich mich – warum will jemand das Handwerk erst lernen, wenn er bereits mitten im Promotionsprojekt steckt, die Promotion als Bürde ansieht, am liebsten abbrechen würde und nachts nicht mehr schlafen kann.

Mein großes Ziel ist es, dass alle Promovierenden in ganz Deutschland von der Schreibberatung profitieren, bevor sie anfangen an ihrer Arbeit zu schreiben; dass sie von Anfang an das Projekt systematisch, strukturiert angehen – eben mit dem Wissen über das „WIE schreibe ich eigentlich eine solche Arbeit“ und „wie komme ich gut durch diese Jahre, die ein solch großes Projekt umfasst“.

Welche Arten von Beratung bietest du eigentlich an?

Die Beratung richtet sich immer nach den konkreten Bedürfnissen der jeweiligen ratsuchenden Person und daher gibt es ganz viele unterschiedliche Möglichkeiten.

Zunächst einmal arbeite ich mit meinen Klientinnen und Klienten ganz individuell. Manche möchten nur punktuell nach Bedarf Einzelstunden buchen oder an einer der Veranstaltungen teilnehmen.

Andere hingegen möchten sich über einen längeren Zeitraum, manchmal ein Jahr oder sogar mehr, begleiten lassen. Hier sind wir bei der Prozessbegleitung und das liebe ich absolut! Hier treffe ich mich mit meinen Klientinnen und Klienten in etwa einmal pro Monat – so bleiben sie am Ball, haben eine gewisse Verbindlichkeit, aber eben doch auf eine andere Art und Weise, als wenn man solche Arrangements mit seinem Doktorvater oder seiner Doktormutter trifft.

Und dann gibt es noch das Power-Programm, auf das ich ganz besonders stolz bin. Das Next-Level Coaching ist ein mehrwöchiges Intensivprogramm, bei dem wir den Gesamtprozess und auch das Gesamtprojekt in den Blick nehmen und dann ganz individuell ein „HOW to“ für die Promotion erarbeiten.

Das Ganze beginnt mit einer Analyse des eigenen Schreib- und Arbeitstyps, wir schauen uns das Zeit- und Selbstmanagement an, wir machen eine dezidierte Projektplanung über die gesamte Projektlaufzeit und verbinden das mit einem individuellen Schreibzeitplan und der Arbeit am Konzept, also Forschungsfrage, Zielsetzung etc.

Dieses Programm ist für mich deswegen so wertvoll, weil es sich so ganz organisch entwickelt hat. Es beinhaltet alles an Learnings und best-practice-Beispielen, die ich aus den Coachings der letzten Jahre – ich mache das jetzt ja seit 2015 – gezogen habe. Das ist wundervoll und bei den Coachees bewegt sich in dieser Zeit so viel.

Als Gruppenformate gibt es zum einen das „Project Day“, den Schreibtag für deine Promotion. Das Format verbindet Schreibberatung und Silent-Writing-Sessions. Es findet alles online statt, alle arbeiten einen ganzen Tag lang nach einem bestimmen vorgegebenem zeitlichen Ablauf gemeinsam und doch jeder für sich. Der Effekt auf die Projekte ist wirklich großartig und die Motivation hält über den Tag hinaus noch sehr lange an, weil die Gruppendynamik das Ganze so unglaublich verstärkt.

Dieses Format gibt es auch in einer größeren Form: das ist dann die Veranstaltung „Project FLOW: Die Fokuswoche für die Promotion.

Besonders Spannend ist auch – und das ist das letzte Gruppenformat – das „Project Science: Das Forschungskolloquium für die Promotion“. Bei diesem Forschungskolloquium simulieren wir ein Forschungskolloquium und Promovierende haben die Möglichkeit, sich in einem geschützten Rahmen auszuprobieren und wertvolles Feedback aus der Peergruppe zu erhalten.

Wie kann man zu dir gelangen und wie lange arbeitest du in der Regel mit deinen Kunden zusammen?

Man kann mich zum einen sehr gut auf meinem Instagram Account verfolgen, dort gebe ich sehr viele hilfreiche Tipps rund ums wissenschaftliche Schreiben und Arbeiten. So kann sich jede und jeder schon ein erstes Bild von mir und meiner Arbeit machen.

Und dann biete ich natürlich für alle Interessierten ein kostenfreies Kennenlerngespräch an. Bei diesem Gespräch nehme ich mir ganz viel Zeit, um die Person kennenzulernen und mir ein Bild von ihren Anliegen zu machen.

Auch für die potentiellen Coachees ist das sehr wichtig! Sie lernen auf diese Weise mich und meine Arbeit besser kennen und wir können gemeinsam entscheiden, ob eine Zusammenarbeit stimmig ist.

Das ist mir absolut wichtig – die Chemie muss stimmen und der Mehrwert für meine Klient*innen muss zu 100 % gegeben sein.

Wenn ich merke, dass ich den Bedarf, der sich aus dem Kennenlerngespräch ergibt, nicht decken kann, dann empfehle ich immer mögliche andere Coaches und Beraterinnen aus meinem Netzwerk. Ich bin sehr froh, dass ich hier wirklich ganz viele tolle Leute, die einen sehr guten Job machen, kenne! Ich würde generell empfehlen mit mehr als nur einem möglichen Coach zu sprechen. Die Entscheidung sollte sehr gut überlegt sein, weil man wirklich sehr intensiv zusammen arbeitet.

Daher mein Tipp: die (meist) kostenfreien Erstgespräche nutzen, um wirklich zu schauen, wer zu mir passt und dann erst entscheiden!

Ja, und wie lange ich mit meinen Klient*innen arbeite? Diese Frage lässt sich aus dem Selbstverständnis heraus, was Schreibberatung ist, sehr gut beantworten: Schreibberatung ist HILFE ZUR SELBSTHILFE. Von daher ist es wichtig, dem Coaching auch einen zeitlichen Rahmen zu geben – entweder wie oben beschrieben, punktuelle Einzeltermine oder wie im Next Level Coaching ein Paket mit fünf Beratungssitzungen.

Liebe Carmen, wenn du einen ganz wichtigen Tipp hast, den du meiner Community mit auf den Weg geben möchtest, wie lautet dieser?

Den einen Tipp zu geben – das fällt ganz schön schwer.

Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, dass der Schlüssel für eine gelungene Promotion die Arbeitssystematik ist.

Es geht darum, im Laufe der Zeit eine Arbeitssystematik zu etablieren, die aus den eigenen Stärken heraus entwickelt wird und die es erlaubt, den Arbeitsalltag reibungsfrei zu gestalten, damit man sich wirklich auf das Inhaltliche und die Projekte konzentrieren kann und gleichzeitig dadurch so viele Freiräume entstehen und sich so viel Balance zwischen den einzelnen Lebensbereichen entwickelt, dass alles mit mehr Leichtigkeit verbunden ist.

Und das bedeutet jetzt nicht, sich möglichst viele Methoden anzueignen, sondern es geht darum, sich selbst richtig, richtig gut kennen zu lernen und aus sich selbst heraus diese Systematik zu entwickeln. Und das hilft mir dann nicht nur für eine Promotion in Balance, sondern weit darüber hinaus für ein Leben und Arbeiten in Balance.

Liebe Carmen, vielen Dank für deine Zeit. Wenn ihr mehr von Carmens Arbeit sehen möchtet, dann folgt ihr auf

Instagramm: https://www.instagram.com/carmen.preissinger/

Oder schaut euch auf ihrer Website gerne um