Wie schreibe ich eine medizinische Publikation und was gibt es zu beachten?

Im Anschluß an unseren Blogbeitrag des Vormonats Januar: „Monographie vs. Publikationsbasierte Doktorarbeit“  fokussieren wir uns heute auf Themenaspekte  rund um das “wissenschaftliche Paper”. 

Für diejenigen unter Euch, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, werden die folgenden Themenbereiche wie Impact Factor, Journal-Auswahl, Autorenliste,  Korrekturschleife,  Review-Prozesse, etc. stets wiederkehrende Wegbegleiter sein.

Um an den Schreibstil eines wissenschaftlichen Papers herangeführt zu werden, bieten die meisten Universitäten verschiedene Arbeitsgruppen an. Hier wird sich entweder auf freiwilliger Basis oder teils verpflichtenden einzelnen Subsaspekten des wissenschaftlichen Arbeitens gewidmet. Ihr könnt hier z.B. Tipps für den Lesemodus wissenschaftlicher Texte mitnehmen, denn dieses Lesen ist etwas ganz anderes als eure Lieblingsromane oder Zeitungsartikel. 

Auch können extra-curriculäre Treffen, wie ein regelmäßiger Journal Club, in dem beispielsweise monatlich neue Studien präsentiert und diskutiert werden, den Zugang zu wissenschaftlichen Texten bereiten. Auch kann dadurch der Einstieg zum eigenen Verfassen solcher Manuskripte erleichtert werden.

Also, ein Tipp von unserer Seite:

Erkundigt euch, welche Angebote an Eurer Hochschule zur Verfügung stehen oder welche Treffen in Eurer angestrebten Fachrichtung abgehalten werden.

Ähnlich wie Eure Dissertation folgt auch ein wissenschaftliches Paper einer vorgegebenen Struktur, die im Groben in nahezu allen Journals identisch ist (Einleitung – Material und Methoden – Ergebnisse – Diskussion – Zusammenfassung).

Eines der Ziele Eurer Arbeitsgruppe ist es meist, die Arbeit in einem möglichst hoch gerankten Journal zu publizieren. Hierfür solltet Ihr Euch den Impact Factor der wissenschaftlichen Fachzeitschrift  angucken. Er stellt kein Maß für die Qualität der in diesem Journal veröffentlichten Artikel dar, sondern beschreibt lediglich die Häufigkeit wie oft Artikel, welche aus dieser Zeitschrift  stammen, in weiteren Publikationen anderer Autor*innen pro Jahr zitiert werden.

Vereinfacht gesagt stellt der Impact Factor also vorerst eine quantitative Bewertung dar. 

Die qualitative Begutachtungskomponente gewinnt in der Bewertung der einzelnen Individuen und Forschungsgruppen an Bedeutung. Wissenschaftler*innen, welche vornehmlich in Fachzeitschriften mit einem hohem Impact Factor publizieren, gelten als “wichtiger/hochwertiger” als solch mit niedrigeren Impact Faktoren.

Das New England Journal of Medicin gilt heutzutage als eines der angesehensten Fachzeitschriften weltweit und hatte 2021 einen Impact Factor von 176,08.

Die Wahl des richtigen Journals

Unter folgendem Links könnt Ihr Euch einen guten ersten Überblick wissenschaftlich relevanter Journals verschaffen: https://doaj.org/.

Besonders für den  medizinischen Bereich legen wir euch die Zeitschriftenliste in  Pubmed central ans Herz: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/journals/.

Habt Ihr ein Vorauswahl möglicher Fachzeitschriften getroffen, stellt Euch folgende Fragen:

  • Wird das geplante Thema Eures Artikels in den Themenschwerpunkten des Ziel-Journals abgebildet?
  • Wird die Art von Artikel (Länge und Struktur des Manuskriptes), welcher publiziert werden soll, in dem ausgewählten Journal akzeptiert?
  • Ist die Fachzeitschrift in den relevanten und angesehenen Datenbanken enthalten und wird somit vom gewünschten Zielpublikum gelesen?
  • Wie oft im Jahr werden Artikel von der Zeitschrift veröffentlicht und verfügt die Zeitschrift über eine Online-Ausgabe?

Haltet im Anschluss daran Rücksprache mit Euren Co-Autor*innen, sowie Eurer Betreuung und legt das erste Ziel-Journal fest.

Im Unterschied zu Eurer Promotion, werdet Ihr unter anderem  dazu aufgefordert, zu beschreiben, welche Autor*innen welchen Teil zu dem Gesamtwerk beigetragen haben (Konzeptualisierung, Methodik, formale Analyse, Schreiben sowie Erstellung des ursprünglichen Entwurfs, Schreiben sowie Überprüfung und Bearbeitung, Visualisierung, Überwachung, etc.). Zusätzlich dazu müsst Ihr zur Finanzierung, der  Einverständniserklärung der Patient*innen, den Interessenkonflikten und  der Datenverfügbarkeit am Ende Eurer Veröffentlichung im vorgegebenen Format kurz Stellung nehmen.

Orientiert Euch hierfür an den Papern, die bereits im jeweiligen Journal veröffentlicht wurden oder nutzt die vom Journal vorgegebene Formatierungsvorlage.

Wie auch bei Eurer Dissertation gilt es bei wissenschaftlichen Papern, die Zielsetzung, für die man die Leserschaft begeistern will, nicht aus den Augen zu verlieren.

Was sich jedoch zwischen den Publikationsmedien und Journals unterscheidet, sind die individuellen Anforderungen an das Format. Prüft deshalb stets auf der Seite des Journals die individuellen Rahmenbedingungen und passt Eure Manuskript dementsprechend an. 

Last but not Least – der Cover Letter

Der Cover-Letter ist eine Art Anschreiben, welches Ihr Eurem Manuskript beigefügt. Er umfasst in der Regel nicht mehr als 400 Worte. Er bietet euch die Möglichkeit, den Gutachter*innen des Journals die Besonderheit und Einzigartigkeit Eurer Studie herauszustellen. Außerdem stellt der Cover-Letter meist eine Eintrittskarte dar, die Eurem Manuskript hilft, die nächste Stufe im Submission-Prozess zu erreichen. 

Wichtige Bestandteile des Cover-Letters sind:

  • der Name des Herausgebers und der Zeitschrift, bei dem die Arbeit eingereicht werden soll (können in der Regel von der Internetseite des Journals entnommen werden),
  • der Titel Eures Manuskripts, Eure Kontaktdaten und die der Mitautoren*innen,
  • eine Erklärung darüber, dass der Beitrag/die Daten noch von keinem anderen Journal veröffentlicht wurden und derzeit nicht von einem anderen Journal in Erwägung gezogen werden,
  • eine kurze und prägnante Beschreibung der Studie/der Forschungsarbeit ( hier gilt es zu betonen, warum Ihr glaubt, dass genau dieses Journal an Eurer Studie interessiert ist und sich perfekt für die Veröffentlichung Eurer Arbeit eignet),
  • eine Bestätigung, dass keine konkurrierenden Interessen bestehen, die offenlegt gehören.

Vom Schreiben zur Veröffentlichung eures Papers

Da der gesamte Prozess von der Erstellung des Manuskriptes über die Einreichung und den Review-Prozess hin bis zur Veröffentlichung anfänglich undurchsichtig und verwirrend sein kann, haben wir für Euch abschließend und zum Überblick die 17 wichtigsten Schritte zusammengestellt:

  1. Themenwahl und Forschungsschwerpunkt der Veröffentlichung grob festsetzen
  2. Auswahl des Ziel-Journals mit Berücksichtigung der Leserschaft (am besten drei als back up)
  3. Zusammenstellung der Arbeitsgruppe (Co-Autoren)
  4. Literaturrecherche & Entwurf der theoretischen Bestandteile
  5. Korrekturschleife und Feedback des Betreuers und der Co-Autoren
  6. Dokumentation der Daten: Schreiben des Material und der Methoden, Darstellung der Ergebnisse (erstellt hierfür anschauliche Abbildungen und Tabellen)
  7. Erneute Korrekturschleife und Feedback des Betreuers und der Co-Autoren
  8. Umsetzung der Änderung und Verbesserungsvorschläge
  9. Schreiben des Diskussionsteils und der Zusammenfassung
  10. Prüfen des Manuskriptes auf einen roten Faden hin
  11. Verfassung des Abstracts
  12. Lektorat durch Arbeitsgruppe
  13. Submission an das Journal (nicht den Cover-Letter vergessen)
  14. Abwarten der Entscheidung des Journals 
  15. Bei Annahme: Bearbeitung der Änderungswünsche der Reviewer
  16. Veröffentlichung
  17. Bei Ablehnung: Submission bei einem anderen Journal

Wir hoffen, Euch mit diesem Artikel bereits ein paar Fragen rund um das Thema Erstellung einer wissenschaftlichen Publikation beantwortet zu haben. 

Falls Ihr weitere individuelle Fragen habt, kontaktiert uns gerne.

Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg auf eurem individuellen Weg zum Doktortitel.

Eure Desiree und Laura

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